Was sind automatisierte Einzelentscheidungen?

Automatisierte Einzelentscheidungen sind Entscheidungen, die von Algorithmen oder computergestützten Systemen getroffen werden, ohne menschliches Eingreifen. Diese Entscheidungen können auf Basis von Algorithmen, maschinellem Lernen oder KI-Modellen getroffen werden und betreffen individuelle Personen. Ein Beispiel hierfür ist die automatisierte Kreditentscheidung bei der Vergabe von Krediten, bei der Algorithmen die Bonität von Kreditnehmern bewerten und Entscheidungen treffen, ohne dass menschliche Entscheidungsträger involviert sind. Die automatisierte Einzelentscheidung ist in Art. 22 DSGVO geregelt. 

Einsatzbereiche von automatisierten Einzelentscheidungen 

 Automatisierte Einzelentscheidungen finden in verschiedenen Bereichen Anwendung, darunter: 

  1. Finanzwesen: Entscheidungen über Kreditvergaben, Bonitätsprüfungen, Investitionen und Risikobewertungen können automatisiert getroffen werden. 
  2. E-Commerce: Personalisierte Produktvorschläge, Werbung und Preisgestaltung können auf Basis von automatisierten Entscheidungen erfolgen. 
  3. Personalwesen: Bewerberbewertungen, Performance-Bewertungen und Entscheidungen über Gehaltserhöhungen können automatisiert werden. 
  4. Gesundheitswesen: Diagnosen, Behandlungspläne und Entscheidungen über die Ressourcenzuteilung können von automatisierten Systemen unterstützt werden. 

Vor- und Nachteile von automatisierten Einzelentscheidungen  

Wie bei jeder Technologie gibt es Vor- und Nachteile im Zusammenhang mit automatisierten Einzelentscheidungen: 

Vorteile: 
  • Effizienz: Automatisierte Einzelentscheidungen können schnell und effizient getroffen werden, ohne menschliche Verzögerungen oder Fehler. 
  • Skalierbarkeit: Automatisierte Entscheidungen können leicht auf große Datenmengen angewendet werden, was Skalierbarkeit ermöglicht. 
  • Objektivität: Entscheidungen basieren auf Algorithmen und Daten, die weniger anfällig für menschliche Vorurteile oder subjektive Einschätzungen sind. 
Nachteile: 
  • Mangelnde Transparenz: Algorithmen und Entscheidungsmodelle können komplex sein und es kann schwierig sein, die Entscheidungsgrundlagen nachzuvollziehen. 
  • Fehlende menschliche Urteile: Automatisierte Einzelentscheidungen beruhen ausschließlich auf Daten und Algorithmen und können menschliche Urteile, Intuitionen und Kontexte nicht vollständig erfassen. 
  • Datenschutzrisiken: Die Verarbeitung von personenbezogenen Daten im Rahmen automatisierter Einzelentscheidungen kann Datenschutzrisiken mit sich bringen, insbesondere wenn sensible Informationen verwendet werden. 

Best Practices für Unternehmen im Umgang mit automatisierten Einzelentscheidungen 

Unternehmen sollten die folgenden Best Practices beachten: 

  1. Transparente Entscheidungsprozesse: Unternehmen sollten sicherstellen, dass die Entscheidungsprozesse von automatisierten Einzelentscheidungen transparent sind und von den betroffenen Personen nachvollzogen werden können. Dies beinhaltet die Offenlegung der verwendeten Algorithmen, Modelle, Datenquellen und Entscheidungskriterien. 
  2. Datenschutz und Datensicherheit: Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle im Rahmen automatisierter Einzelentscheidungen verwendeten personenbezogenen Daten gemäß den geltenden Datenschutzgesetzen verarbeitet und geschützt werden. Dies umfasst die Einhaltung von Datensparsamkeit, Zweckbindung, Rechtmäßigkeit und Transparenz. 
  3. Menschliche Überprüfung: Es sollte eine Möglichkeit zur menschlichen Überprüfung von automatisierten Einzelentscheidungen implementiert werden, insbesondere bei Entscheidungen mit signifikanten Auswirkungen auf betroffene Personen. Menschen sollten die Möglichkeit haben, Entscheidungen anzufechten oder zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie fair und angemessen sind. 
  4. Risikobewertung: Unternehmen sollten eine umfassende Risikobewertung durchführen, um potenzielle Risiken im Zusammenhang mit automatisierten Einzelentscheidungen zu identifizieren und zu minimieren. Dies umfasst die Überprüfung von Algorithmen, Modellen, Datenqualität, Bias und anderen potenziellen Risikofaktoren. 
  5. Klare Kommunikation: Unternehmen sollten betroffene Personen klar und verständlich über den Einsatz von automatisierten Einzelentscheidungen informieren, einschließlich der Art der verwendeten Entscheidungsprozesse, der Zwecke und der potenziellen Auswirkungen auf die betroffenen Personen. 
  6. Schulung und Sensibilisierung: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit automatisierten Einzelentscheidungen arbeiten, sollten über Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen verfügen, um die Risiken, Herausforderungen und Best Practices im Umgang mit dieser Technologie zu verstehen. 

Fazit

Automatisierte Einzelentscheidungen können Unternehmen helfen, effizientere und skalierbare Entscheidungsprozesse zu implementieren. Es ist jedoch wichtig, dass Unternehmen die potenziellen Risiken und Herausforderungen dieser Technologie verstehen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Rechte und Interessen der betroffenen Personen zu schützen. Transparente Entscheidungsprozesse, Datenschutz, menschliche Überprüfung, Risikobewertung, klare Kommunikation und Schulung sind wichtige Best Practices, die Unternehmen im Umgang mit automatisierten Einzelentscheidungen beachten sollten. 

 

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